Zentrales Verkehrswendeprojekt gefordert
An dem letzten Treffen des Bündnisses ÖPNV-Wende Mittelhessen im Dezember diesen Jahres waren unter anderem VertreterInnen des Verkehrsclubs Deutschland VCD, des Fahrgastverbandes PRO BAHN (Regionalverband Mittelhessen), des Fahrgastverbandes Pro Bahn & Bus im Deutschen Bahnkundenverband, des Vereins Lumdatalbahn e.V. und des AStA der Justus-Liebig-Universität Gießen zusammengekommen.
Große Absichten — wenig Konkretes wird umgesetzt
Die Aktiven des Bündnisses stellten fest, dass es zur Verkehrswende in Mittelhessen zwar viele Absichtserklärungen gebe, aber gerade in Mittelhessen nur äußerst wenige konkrete Projekte tatsächlich umgesetzt würden. Als dringender Wunsch der im Bündnis vertretenen Gruppen kommt daher, den Bahnhof Gießen als zentralen Verkehrsknoten der Region zukunftsfähig zu machen – als Basiselement für weitere Verbesserungen auf den angrenzenden Strecken.
Sechs Streckenäste laufen in Gießen bzw. Wetzlar zusammen, darunter die hochfrequentierte Main- Weser-Bahn. Mehr als 300 Zugfahrten pro Tag berühren Gießen oder beginnen bzw. enden dort. Mit der Lumdatalbahn wird in absehbarer Zeit eine weitere Zuggruppe von und nach Gießen verkehren. Für die rund 28.000 Reisenden täglich stehen 11 Bahnsteiggleise zur Verfügung. Das klingt viel, allerdings eignen sich nicht alle Gleise für alle Arten von Zügen. So kann Gleis 9 fast nur die kürzeren Züge der Lahntalbahn aufnehmen. Und auch für das regelmäßige „Flügeln“, also das Ankoppeln bzw. Trennen zweier Züge vor beziehungsweise nach der gemeinsamen Fahrt zwischen Gießen und Frankfurt, kann nur ein kleiner Teil der Gleise genutzt werden. Denn das „Flügeln“ erfordert eine spezielle Signalausstattung, die nicht überall vorhanden ist.
Weiterer Bahnsteig als Grundbaustein weiterer Verbesserungen
Gründe genug für das Bündnis ÖPNV-Wende Mittelhessen, den Bau eines weiteren Bahnsteigs mit zwei Bahnsteigkanten (Gleis 7+8) zu fordern. Das ist nach Sicht des Bündnisses die Grundvoraussetzung, um den Halbstundentakt als Regelangebot auf allen von Gießen ausgehenden Strecken einzuführen. Platz dafür gibt es zwischen dem Bahnsteig 4/5 und der Bebauung auf der Bahnhofs-Westseite. Der Bahnsteig soll so ins Gleisnetz integriert werden, dass direkte Fahrten von und nach Wetzlar und Siegen bzw. Limburg möglich sind, ohne die stark befahrene Main-Weser-Bahn zu kreuzen.
Gerhard Born, Sprecher des VCD Gießen und Initiator des Treffens in Lollar, sagte an die Adresse von Deutscher Bahn, RMV und Land Hessen: „Die Verkehrswende ist in Mittelhessen besonders weit entfernt. Wir haben noch keine RegioTram, wie in Nordhessen – und auch keine S-Bahn, wie im Rhein-Main-Gebiet. Wir fangen ganz unten an und brauchen den verbesserten Bahnhof Gießen als Grundbaustein für mehr Züge auf vorhandenen Gleisen. Die Züge müssen fahrplanstabil und in guter Qualität verkehren“. Und insbesondere an die Handelnden in der Politik richtete Born die Botschaft: „Es ist besser, eine überschaubare Zahl an Projekten ganz gezielt voranzubringen, als ewig über die Verkehrswende zu diskutieren. Schaffen Sie Angebote an die Menschen, die Lust auf einen Umstieg machen. Und warten Sie nicht, bis der Klimawandel zum überstürzten Handeln zwingt“.
Bild: Gleisanlagen Bahnhof Gießen der Main-Weser-Bahn.jpg von D3lueCs ist lizenziert unter CC BY-SA 3.0
Text: Pressemitteilung des Bündnisses.