Es ist jetzt wichtig, dass die Stadt Gießen zuerst eine Machbarkeitsstudie als ersten Schritt zur Umsetzung der RegioTram in Auftrag gibt. Sie ist in Deutschland Voraussetzung für Fördermittel des Bundes, die bis zu 90% der Gesamtkostensumme betragen können. Im aktuellen Koalitionsvertrag der Stadt Gießen steht, dass eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden soll. Wir fordern, dass in die Machbarkeitsstudie folgende Kriterien einfließen:
Es ist wichtig für die Machbarkeitsstudie, die Wirkungen einer Straßenbahn in der Gesamtheit zu betrachten und nicht rein wirtschaftlich zu vergleichen. Eine Straßenbahn bringt mehr als nur eine Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur oder eine Erleichterung der Mobilität. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der Identität einer Stadt und Region und bietet ein wertvolles Erlebnis für diejenigen, die sie nutzen. Ein weiterer Aspekt, der berücksichtigt werden sollte, ist, dass mit einer Ausweitung des öffentlichen Verkehrsnetzes nicht nur Verkehrsaufkommen und Staus vermindert werden, sondern auch Flächen gewonnen werden können.
Durch die Einsparung von Straßenbreiten und Parkplätzen, die für Straßenbahnbenutzer*innen keine Notwendigkeit sind, können wir Platz in den Städten und an anderen Zielorten schaffen. Auch müssen wir uns darüber bewusst sein, dass vor allem durch das Ausweisen autoarmer und -freier Zonen die Unfallzahlen gesenkt werden können. Soziale Vorteile, wie etwa ein gesünderes Leben oder ein längeres Verweilen auf dem Spielplatz, lassen sich zwar nicht in Geldbeträgen ausdrücken, aber die Einsparungen im Gesundheitswesen und an Arbeitszeitausfall sind deutlich sichtbar. Eine Machbarkeitsstudie sollte daher unbedingt die Reduzierung an Verletzten, Toten und Sachschäden berücksichtigen.
Die Nutzung von Straßenbahnen hat noch weitere Vorteile: Straßenbahnen sind ein allen Menschen zugängliches Transportmittel und ermöglichen so auch Menschen mit Einschränkungen oder ohne Führerschein eine sichere und bequeme Anreise. Dank ihrer Barrierefreiheit bietet die Straßenbahn eine wahrhaft inklusive Mobilität. Zuletzt entstehen durch einen guten ÖPNV hochwertige Arbeitsplätze überall vor Ort: Lokführer*innen, Busfahrer*innen, Service- und Wartungsbedienstete und so weiter. Autos hingegen werden von global agierenden Konzernen gebaut, d.h. die meisten Regionen haben davon nichts. Der ÖPNV kann und sollte hingegen von kommunalen Trägern und bei guten Arbeitsbedingungen für die Bediensteten organisiert werden.
All dies sind Punkte, die in einer professionellen Machbarkeitsstudie hoffentlich berücksichtigt werden.
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