Als das am schnellsten umsetzbare Schienenreaktivierungsreaktivierungsprojekt im mittelhessischen Raum gilt die Horlofftalbahn. Die 2003 stillgelegte Bahnstrecke führte von Hungen über Wölfersheim nach Friedberg. Sie ist noch gut erhalten, eine Reaktivierung daher ziemlich einfach. Nur der Teil von Hungen nach Laubach ist abgerissen und überwiegend zu einem Fahrradweg umgebaut worden.
von Stephan Kannwischer
Geschichtliches
Die Geschichte der Horlofftalbahn ist bei Wikipedia nachzulesen: »Geplant und betrieben wurde die Strecke ursprünglich von den Großherzoglich Hessischen Staatseisenbahnen, die in der Preußisch-Hessischen Eisenbahngemeinschaft aufging. Am 1. Juni 1890 wurde der Abschnitt Hungen–Laubach er-öffnet, am 1. Oktober 1897 der Abschnitt Friedberg–Hungen. Die Strecke konnte ab dem 1. November 1903 durchgehend befahren werden.
Ab 1936 sollte die Strecke zweigleisig als Hauptbahn ausgebaut werden. Dies unterblieb allerdings wegen der Kriegsereignisse. Es wurde schon ein zweiter Tunnel mit 196 Metern Länge in unmittelbarer Nähe des bestehenden Freienseener Tunnels (146 Meter) gebaut, auch die Stahlfachwerkbrücke über die Usa direkt nördlich des Friedberger Bahnhofs wurde damals durch eine 1937 in Betrieb genommene breitere gemauerte Bogenbrücke ersetzt.
1968 musste die Strecke zwischen Inheiden und Berstadt- Wohnbach infolge des Braunkohleabbaus auf eine neue Trasse verlegt werden. Dies betraf auch den Haltepunkt Obbornhofen- Bellersheim, der am 9. Juni 1968 verlegt wurde. Die alte Trasse ist heute abgebaut, jedoch aus der Luft noch erkennbar.

Versuche der Reaktivierung
Seit der Stilllegung im Jahr 2003 gibt es Versuche einer Reaktivierung:
- 4. April 2003: Einstellung Personenverkehr zwischen Wölfersheim-Södel und Hungen
- 11. September 2004: Stilllegung Abschnitt Wölfersheim– Södel–Hungen
- 2005: Abschluss Trassensicherungsvertrag zwischen Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV) und Deutscher Bahn (DB)
- 27. März 2011: Kauf der Strecke Wölfersheim–Södel–Hungen durch die Kommunen Hungen und Wölfersheim
Diese haben in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen. Auch dazu ist auf der Wikipedia-Seite einiges zu lesen:
»Es gibt Planungen, den stillgelegten Abschnitt Wölfersheim–Hungen zu reaktivieren. Die Gleise sind lückenlos vorhanden und abgesehen von geringer Verwitterung noch in relativ gutem Zustand. Trotz der Sperrung an den Endpunkten war auch die Signaltechnik noch in Betrieb; so waren etwa die Wölfersheimer Formsignale noch aktiv beleuchtet, bis Wölfersheim 2008 zum Haltepunkt zurückgebaut wurde. Dennoch müssten bei vielen der ohnehin vernachlässigten Bahnübergänge Sicherungstechnik und Gleise grundlegend erneuert oder neu verlegt werden.
Im Juli 2010 liefen die Übernahmeverhandlungen für den Abschnitt Wölfersheim–Hungen zwischen den Anliegergemeinden und der Deutschen Bahn an, die im März 2011 mit dem Kauf endeten. Der Vorgang bedeutet quasi eine Rekommunalisierung. Mit den Verkehrswegsicherungspflichten ist seitdem ein fachlich geeignetes Subunternehmen beauftragt. Im Winter 2011/2012 wurde der Grünbewuchs im seit 2003 unbepflegten Streckenteil weitgehend entfernt, seitdem übernehmen die jeweiligen Kommunen diese Aufgabe.
Der Bahnhof Hungen behielt bei seiner Sanierung im Jahr 2017 drei Bahnsteige, von denen der Hausbahnsteig zukünftig von der Horlofftalbahn genutzt werden soll. Vor der Wiederaufnahme des Betriebs soll der Bahnhof Beienheim auch auf signaltechnischer Seite modernisiert werden, um Flügelungen zu ermöglichen. Zudem werden nach dem viergleisigen Ausbau der Main-Weser-Bahn zwischen Frankfurt und Friedberg Direktverbindungen nach Frankfurt am Main in den Hauptverkehrszeiten möglich.
Karte mit Verlauf der Horlofftalbahn
In folgender Karte kann der zu reaktivierende Abschnitt der Horlofftalbahn von Hungen über Wölfersheim nach Friedberg interaktiv erforscht werden (blaue Linie):
Ausblick
Nachdem eine gemeinsam von den Gemeinden Hungen und Wölfersheim, dem Rhein-Main-Verkehrsverbund und dem Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV, Dachverband für die Verkehrsgesellschaft Oberhessen) in Auftrag gegebene Studie als Zwischenstand – noch ohne intensivere Untersuchung des Investitionsbedarfs für die Sanierung der Infrastruktur – der Strecke ein ›günstiges Ergebnis hinsichtlich der Förderwürdigkeit der Streckenreaktivierung‹ versprach, kündigte der Zweckverband im Januar 2017 an, sich an der Vorplanung für die Reaktivierung finanziell zu beteiligen. Es sei geplant, als ÖPNV-Aufgabenträger mit dem Rhein-Main-Verkehrsverbund einen Kooperationsvertrag abzuschließen und die Planung dann an ein Ingenieurbüro zu übergeben. Die Kosten werden mit 20,7 Millionen Euro veranschlagt. Die Planungen zur Wiederaufnahme des Betriebs waren im Sommer 2018 ›in ein konkretes Stadium eingetreten‹. Die Wiederinbetriebnahme soll 2023 erfolgen. Ein Kreuzungsbahnhof soll in Berstadt-Wohnbach errichtet werden.«
Mit der AG Horlofftalbahn ist eine lokale Bürger*inneninitiative für die Wiederinbetriebnahme aktiv. Aktuell diskutiert wird eine durchgehende Linie von Lich über Hungen, Wölfersheim und Friedberg nach Frankfurt. Das wäre eine komfortable Anbindung der beiden Städte im Gießener Südkreis an das Rhein-Main-Gebiet. Diesem kurzen Text seien einige Schaubilder aus der Ausstellung der AG Horlofftalbahn angefügt.
Weitere Materialien:
Präsentation der Horlofftalbahn AG
Wanderung auf der stillgelegten Horlofftalbahntrasse aus dem Landboten